Predigt über Matthäus 5,12
Hubert Janssen
Ökumenischer Gottesdienst
Ökumenischer Gottesdienst
1. Was ist schon eine Prise Salz? mag der Eine oder Andere denken?
2. Vor Jahren besuchte ich im Rahmen einer Kreuzfahrt ein ökumenisches Zentrum in Caracas, der Hauptstadt von Venezuela. Dort las ich ein Wort des evangelischen Pfarrers Dietrich Bonnhöffer, der ein Opfer des Dritten reiches geworden ist. Es lautete:
3. ‚Gott ist so groß, dass für ihn das Kleinste nicht zu klein ist. ’Ich musste unwillkürlich an einen Pfarrer denken, der in einer Meditation über die Schöpfung bemerkte; ’In jedem Grashalm steckt eine ganze Predigt.’ Als einige Tage danach ein Gemeindemitglied den Pfarrer beim Rasenmäen antraf, meinte er: ’Es ist schön zu sehen, dass Sie gerade dabei sind, Ihre Sonntagspredigt zu kürzen.’
Für Gott ist das Kleinste nicht zu klein. In seinen Gleichnissen greift Jesus gerne ‚Kleinigkeiten’ auf, um daran deutlich zu machen, dass Großes daraus erwächst. Er spricht vom Weizenkorn, vom Senfkorn, dem kleinesten Saatkorn, aus dem ein beachtlicher Baum entsteht, u.s.w. Eine Ermutigung auch für unseren BKH-Berufsverband. Er zählt zwar zu den zahlenmäßig kleinsten, seine Auswirkung aber ist ganz beachtlich im sozialpolitischen Bereich. Von ihm profitieren mehrheitlich sogar Nichtmitglieder.
Unscheinbar ist gewiss auch eine Prise Salz von der Jesus spricht und die uns in der Taufe
in den Mund gelegt worden ist zur Erinnerung an sein Wort: ’Ihr seid das Salz der Erde.’
Erstaunlich groß und vielfältig aber ist die Aussagekraft dieses Bildes.
1. Salz ist lebensnotwendig. Unser Organismus braucht täglich 2-3 Gramm Salz, um überleben zu können Ein mit mir befreundeter niederländischer Missionar in Uganda –Afrika - erzählte mir: ’Bei uns im Land sterben Menschen aus Mangel an Salz. Salz ist dort kostbarer als Gold.’
Wenn Jesus uns als das ‚Salz der Erde’ bezeichnet, meint er es natürlich im übertragenen Sinne. Wir sind als Getaufte ‚lebensnotwendig’, um die Not der Mitmenschen zu wenden, um in unsere Umwelt, in die menschliche Gesellschaft Lebensqualität einzubringen, Leben, das uns von Christus geschenkt wurde, sein Leben, um es mit unseren Mitmenschen zu teilen, Leben, das den Tod überlebt, das menschenwürdiges Leben ermöglicht.
2. Salz für sich allein wird schal und unnütz. Es ist nur brauchbar in Verbindung mit-.mit dem Wasser, mit der Speise. Keiner von uns kann Christ sein für sich alleine, sondern nur in der Gemeinschaft, im Miteinander, ob in der Ehe und in der Familie, in Gemeinde und Kirche, in der Freundschaft, in einem Verband. Maya Angelou, die große Schülerin von Martin Luther King, dem Anführer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, sagte einmal: ’Entweder wir leben miteinander oder wir werden nicht existieren.’ Gemeint ist das Miteinander der Reichen mit den Armen, der Gesunden mit den Kranken, der Arbeitgeber mit den Arbeitnehmern, der Einheimischen mit den Fremden, der Farbigen mit den Weißen, der verschiedenen Konfessionen und Religionen. Letztere sind dabei ,den Schlüssel zum Frieden in der Welt aus der Hand zu geben, denn die dramatischen Ereignisse im Vorderen Orient, in Palästina, im Irak ,in Afghanistan, im Sudan(Afrika) sind dazu angetan, die Konfrontation von Juden, Christen und Muslimen zu verschärfen.
3. Salz verhütet die Fäulnis. Wir wissen: eine gesalzene Speise hält sich länger als eine ungesalzene. Wären die Weltmeere nicht salzig, würden sie wahrscheinlich in Fäulnis übergehen, und dann wäre auch auf dem Festland kein Leben möglich. Wir kennen alle den Slogan: ’Es ist etwas faul im Staate Dänemark’ und verstehen es so, dass die Ordnung auf den Kopf gestellt ist. Es ist etwas faul, wenn Lebensrechte mit Füßen getreten werden, das der Geborenen wie der Ungeborenen, wenn Sozialreformen realisiert werden auf dem Rücken der kleinen Leute. Es ist etwas faul in der Kirche, wenn die Gleichberechtigung der Frau noch immer auf sich arten lässt, wenn verkannt wird, dass auch die Frau Abbild Gottes ist, wie es im Schöpfungsbericht unmissverständlich zum Ausdruck gebracht ist. Wie der Mann berufen ist, die väterliche Liebe Gottes abzubilden, so die Frau, die Mütterlichkeit Gottes in ihrem Leben, in Kirche und Gesellschaft erfahrbar zu machen ,und zwar nicht nur auf den unteren
Etagen, sondern in allen Bereichen, auf allen Ebenen(siehe mein Leserbrief in ’Frau und Mutter’, Oktober 2004).
Salz der Erde sein heißt dann für uns: Unrecht verhüten, eine gesunde Zelle bilden inmitten einer Gesellschaft, die die Herzmitte zu verlieren droht.
4. Salz hat tragende Kraft.
Salzwasser trägt besser als ungesalzenes. Das Nordseewasser trägt leichter als das Wasser im
Starnberger See. Das Tote Meer ist so salzhaltig-etwas 25 Prozent-, dass darin auch Nichtschwimmer auf dem Rücken liegend die Zeitung lesen können.
Wir hören aus dem Munde des Apostels Paulus: ’Einer trage des Anderen Last’(Gal.6,2).
D.h. geteilte Last ist halbe Last, geteilte Freude doppelte Freude.
Salz der Erde sein heißt dann ,die Not und das Leid, aber auch die Freude der Mitmenschen mittragen, einander ertragen und vertragen, damit das Leben erträglich wird.
5. SALZ hat Anziehungskraft. Das wissen jene, die mit Salzmalerei vertraut sind. Salzkörner ziehen die Farben an sich und lassen schöne Muster in vielfältigen Formen entstehen.
Wie fragen uns: wie attraktiv, wie anziehend sind wir als getaufte Christen für andere Menschen? Wir kennen das Wort Jesu: ’Wenn ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen’. Alle? Also nicht nur die Getauften, sondern alle Menschen dieser Erde, ganz gleich, welcher Rasse, welcher Kultur, welcher Konfession, Religion und Sprache, welchem Volk sie zugehören, denn Gott ist der Vater und die Mutter und Jesus der Bruder aller Menschen.
6. Salz durchdringt die Speise.
Meine Vorfahren waren französische Hugenotten und österreichische Lutheraner. Letztere haben 1731 in Schwarzach einen sogenannten ‚Salzbund geschlossen, Sie stellten dabei ein Salzgefäß auf den Tisch und gelobten dass sie ihren Glauben, den sie bislang geheim gelebt hatten, von nun an offen bekennen wollten. Der Preis war sehr hoch: sie mussten ihres Glaubens wegen ihre Heimat verlassen; etwa 20000 wurden in Ostpreußen angesiedelt.
In der Taufe hat Jesus mit jedem von uns einen Salzbund geschlossen .Sehen wir zu, dass uns das Salz des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe nicht ausgeht und dass es nicht schal wird, sonst sterben Menschen aus Mangel an Salz, und das nicht nur in Uganda.